Uhren, deren Designs an begehrten und exklusiven Ikonen angelehnt sind, sind ein heißes Thema. Während die Zahl der Rolex-Nachahmer schon immer hoch war und bleibt, drängen auch immer wieder neue Marken auf den Markt für Edelstahl-Sportuhren mit integriertem Armbandbereich, die zweifellos von Uhren wie Audemars Piguet Royal Oak und Patek Philippe Nautilus inspiriert sind. Nicht selten sind sie – wie ihre Musen – die meistverkauften Modelle ihrer jeweiligen Marke. Jeder Uhrmacher geht etwas anders mit dem Hommage-Spiel um. Manche scheuen sich nicht vor der Quelle ihrer Inspiration und nennen alles beim Namen, während andere es den Kunden überlassen, die offensichtliche Verbindung herzustellen.
Auch unter Uhrenliebhabern ist das Thema Hommageuhren umstritten. Manche betrachten sie als die Absicht ihres jeweiligen Herstellers: erschwingliche Alternativen zu seltenen und teuren Zeitmessern, die mehr Menschen die Möglichkeit geben, eine Uhr in dem Stil zu kaufen, den sie sich wünschen. Andere machen sich über die übernommenen Designs lustig und finden es verwegen oder sogar peinlich, die teureren Pioniere zu kopieren.
Die Geschichte der Audemars Piguet Royal Oak begann mit der „Jumbo“.
Audemars Piguet Royal Oak – die begehrte Muse vieler Hommage-Uhren
Wir wollen die Sache etwas weiter aufschlüsseln und das Thema anhand einiger Beispiele aus verschiedenen Preisklassen vertiefen. Eines wird schnell deutlich: Für dichotomes Denken oder Pauschalaussagen ist hier wenig Raum, wir arbeiten in Graustufen.
Hommage Watch: Eine funktionierende Definition
Unabhängig davon, ob Sie es als Hommage, Hommage, Doppelgänger oder Nachahmer bezeichnen, ist es wichtig, dass wir die Uhren, über die wir hier sprechen, von Repliken unterscheiden. Der Begriff „Hommage-Uhr“ kann ein breites Spektrum an Phänomenen abdecken. Die klischeehafte Hommage-Uhr sieht ihrer Muse ziemlich ähnlich, nur das Logo und die Gravuren verraten, dass sie vorgibt, etwas zu sein, was sie nicht ist. Paradebeispiel hierfür sind Uhren der Marke Steinhart, die nahezu jedes beliebte Rolex-Modell in ihrem Hommage-Sortiment abdeckt. Natürlich ist das alles offenkundig und niemand hat den Eindruck, dass es sich bei diesen Uhren um echte Rolex-Uhren handelt.
Aber es gibt auch andere Beispiele, die die wahre Bedeutung des Wortes Hommage buchstäblich verkörpern. Die Wörterbuchdefinition von Hommage ist eine öffentliche Zurschaustellung von Ehre oder Respekt. Im Kontext der Kunst versteht man darunter einen respektvollen Verweis auf ein großartiges Werk und keineswegs eine langweilige Kopie. In der Uhrenwelt könnte man argumentieren, dass es sich hierbei um Uhren handelt, die ein Designmerkmal gekonnt interpretieren, ohne das Original zu imitieren. Beispiele hierfür sind die unzähligen Sportuhren aus Edelstahl, die von Royal Oak und Nautilus inspiriert sind und über polygonale Gehäuse, markante Schrauben und integrierte Stahlarmbänder verfügen, aber dennoch über ganz eigene Designelemente verfügen. Beispielsweise handelt es sich bei der Aikon-Kollektion von Maurice Lacroix um eine Einstiegsuhr, die durchaus Verbindungen zur Royal Oak aufweist, aber auch über jede Menge eigene DNA verfügt.
Kopiertes Design, minderwertige Technik?
Es ist leicht, Hommage-Uhren als minderwertige Versionen ihrer Vorbilder zu verurteilen. Sie sind in der Regel günstiger und mit handelsüblichen Uhrwerken ausgestattet, die in weniger aufwändigen Gehäusen untergebracht sind. Im Internet finden Sie eine Flut verschiedener Marken, deren gesamtes Portfolio nur aus offensichtlichen Kopien besteht. Vielleicht ist Ihnen zum Beispiel schon einmal die Marke Pagani Design begegnet, die nicht nur das gesamte Rolex-Sortiment kopiert, sondern auch zahlreiche Modelle von Omega, Panerai und natürlich die berühmte Royal Oak und Nautilus. Alle diese Uhren werden von japanischen oder chinesischen Uhrwerken der Einstiegsklasse angetrieben. Es gibt viele Marken wie diese, die sich negativ auf den Ruf von Hommage-Uhren auswirken und sie alle wie minderwertige Imitationen erscheinen lassen, die nur zwei Zwecken dienen: wie das Original aussehen und so günstig wie möglich sein.
Dem kann man natürlich mit dem Hinweis entgegenwirken, dass handwerkliche Qualität und hauseigene Technik nicht nur den Originalen vorbehalten sind. Die Nachfrage nach preiswerten und dennoch technisch interessanten Zeitmessern mit guter Verarbeitung ist groß. Denken Sie nur an den durchschlagenden Erfolg der Tissot PRX, deren Design angeblich von der Tissot Seastar aus den 1970er-Jahren inspiriert ist. Betrachtet man jedoch die moderne Interpretation, lässt sich nicht leugnen, dass sich ihr Design dem der Royal Oak angenähert hat. Zu einem attraktiven Preis erhalten Käufer die Powermatic 80 von ETA mit einer Gangreserve von 80 Stunden sowie einem solide verarbeiteten und polierten Gehäuse und Armband, die von Kritikern viel Lob erhalten haben.
Aber es muss nicht „billig“ sein: Die Czapek Antarctique ist das perfekte Beispiel für eine Hommage-Uhr, die keine erschwingliche Alternative zu etwas anderem darstellt. Nein, dieser Zeitmesser kostet über 20.000 US-Dollar und verfügt über ein exklusives Kaliber mit Mikrorotor. Es gibt kaum ein Detail dieser Uhr, das direkt von der Nautilus oder Royal Oak stammt, und doch ist völlig klar, was die Boutique-Marke mit der Kollektion vorhat. Es ist nicht verwunderlich, dass die Antarctique mit Wartelisten sofort zum Bestseller der Marke wurde.
Angesichts der langen Geschichte der Uhrmacherkunst ist es nicht immer leicht zu sagen, welche Marke dieses oder jenes Designmerkmal zuerst eingeführt hat und daher für sich beanspruchen kann, das Original zu sein. Manchmal ist es jedoch sehr einfach, die inspirierende Zeitachse einer Uhr zu verfolgen. Das ist sicherlich der Fall bei der Uhr The Twelve der britischen Marke Christopher Ward. Als das Modell, das der Antarctique auffallend ähnlich sieht, im Jahr 2023 erstmals auf den Markt kam, sorgte es bei Enthusiasten für großes Aufsehen. Eine schnelle Suche zeigt, dass für beide Marken derselbe Designer gearbeitet hat, was die Ähnlichkeiten durchaus erklären könnte. Obwohl diese beiden Modelle viel mehr gemeinsam haben als die Royal Oak und die Nautilus, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass beide Ikonen ebenfalls aus derselben Feder stammen. Nicht umsonst vertraute Patek Philippe auf das bewährte Erfolgsrezept von Gérald Genta vom Konkurrenten Audemars Piguet. Dennoch haben die Ähnlichkeiten der Beliebtheit der Nautilus keinen Abbruch getan.
Zusammenfassung
Trends kommen und gehen, sowohl in der Mode als auch in der Uhrenindustrie. Marken, die derzeit im Trend liegen und mit ihren historischen und etablierten Ikonen durchschlagenden Erfolg haben, sitzen bequem da. In der Zwischenzeit steht die Konkurrenz vor der Herausforderung, etwas Trendiges zu entwickeln, das auch noch ihr Eigenes ist. Manche Marken übernehmen zwangsläufig die Rolle des Mitläufers, während die Design-Ikone, nach der sich jeder sehnt, als Vorreiter gilt. Dieser Prozess der Nachahmung des Trendsetters ist in der Modebranche mittlerweile so alltäglich, dass sich niemand mehr dazu äußert.
Unter Uhrenliebhabern wird das Anbieten bestehender Trends oder das Ausleihen von Designs jedoch häufig als negativ empfunden. Aber der Beweis liegt auf der Hand: Es ist ein erfolgreicher Ansatz. Haben Sie jemals nach einer Alternative zu Royal Oak, Nautilus usw. gesucht? Wie viele Artikel oder YouTube-Videos gibt es, die die besten oder günstigsten „Alternativen“ zu diesem oder jenem Icon auflisten? Meistens handelt es sich bei diesen Alternativen um Zeitmesser, die dem Original möglichst nahe kommen, also Hommagen.
Ich kenne Ihre Meinung zu Hommage-Uhren nicht. Mich persönlich stört die Praxis nicht wirklich, egal, ob es sich um eine abstraktere Hommage oder eine Beinahe-Kopie handelt. Jede Uhr erfüllt ihren Zweck in einer bestimmten Zielgruppe, und ich bezweifle stark, dass Rolex, Patek Philippe oder Audemars Piguet einen einzigen Kunden an die unzähligen Billigmarken verlieren, die Uhren mit ähnlichem Aussehen produzieren.